Diese Woche beschäftigen wir uns mit dem Tranchen-Einkauf von Strom und Gas und zeigen an, was darunter zu verstehen ist bzw. welche Punkte es hierbei zu berücksichtigen gilt. Wir gehen auf die Vor- und Nachteile für Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Mittelstand und Gewerbe ein und erläutern die wesentlichen Chancen und Risiken rund um den Energieeinkauf. In wenigen Minuten Lesezeit wollen wir Ihnen praxisnah die wesentlichen Inhalte übermitteln, sodass Sie auch ohne Vorkenntnisse eine Vorstellung dieses Beschaffungsmodells erhalten. Wir lassen Sie gerne an unserem Energiewissen teilhaben und verdeutlichen, welche Chancen sich durch digitale Plattformen und automatisierte Prozesse ergeben.
Im ersten Schritt liefern wir eine kurze Definition und Erläuterung, was wir unter Trancheneinkauf verstehen und welche Informationen hierbei relevant sind.
Tranchen-Einkauf von Strom oder Gas – was ist damit gemeint?
Bei der Energiebeschaffung von Tranchen liegt nicht nur „ein“ Einkaufzeitpunkt für die gesamte Energiemenge (z. B. für ein Lieferjahr) vor, sondern beim Energieeinkauf wird die Fixierung von Teilmengen, die Tranchen, vereinbart. Aus der Grafik gehen beispielsweise 4 Tranchen hervor, die vor Lieferbeginn vereinbart werden. Das bedeutet: Energieeinkäufer/-innen setzen sich in dem Fall vier, aber grundlegend mehrere Zeitpunkte fest (im Vergleich zum Festpreis-Einkauf, bei dem es nur einen einzigen Einkaufszeitpunkt gibt; siehe unseren letzten Artikel bei LinkedIn.)
Es können auch mehr oder weniger Zeitpunkte als vier sein. Die Anzahl der Tranchen hängt vom Volumen (Gesamtjahresverbrauch) des jeweiligen Kunden ab sowie von aktuellen Marktmöglichkeiten.
Tranchen-Ausschreibung: Was wird verhandelt?
Bei einer Ausschreibung wird eine Preisformel, die sogenannte „Tranchenpreisformel“ mit dem Energielieferanten vereinbart. Das ist zum einen der Aufschlag vom Lieferanten, den er auf den Börsenpreis für die Belieferung erhebt, also der Profilaufschlag. Base- und Peakfaktor sind ebenfalls Teile der Preisformel. Der Base-Anteil im Stromverbrauch bezieht sich auf die Grundlast oder die konstante Nachfrage nach Strom über einen längeren Zeitraum, während der Peak-Anteil die Spitzenlast oder die maximale Nachfrage während bestimmter Zeiten darstellt. Der Peak-Anteil ist der Verbrauch, der zusätzlich werktags von Montag bis Freitag zwischen 8 und 20 Uhr anfällt. Bei jedem Unternehmen ist das Verhältnis von Base/Peak anders und auch die Preise für Base und Peak variieren.
Vereinbart wird in dem Zuge auch, wie viele Tranchen fixiert werden sollen, z. B. im Quartal je eine Teilmenge. Wie hoch diese Teilmenge dann ist, bestimmt der Energieeinkäufer zum Zeitpunkt der Fixierung anhand der aktuellen Marktbedingungen. Es können gleich große Tranchen oder aber auch unterschiedlich große sein. Ist der Börsenkurs sehr niedrig, haben Einkäufer/-innen auch die Möglichkeit, die gesamte Restmenge zu beschaffen und den Tranchen-Fixierung z. B. schon zur Jahresmitte für das kommende Lieferjahr abzuschließen.
Tranchen-Ausschreibung: Organisation
Beim Tranchen-Einkauf liegt im Vergleich zum Festpreis-Einkauf (siehe unseren Artikel zum Thema Festpreis) ein mittlerer administrativer bzw. personeller Aufwand vor, da nicht nur eine Entscheidung gefällt werden muss, sondern mehrere Entscheidungen. Das heißt, Energieeinkäufer/-innen beschäftigen sich zu mehreren Zeitpunkten mit der Börsenentwicklung und der Fixierung der Tranchen und beschäftigen sich daher länger mit der gesamten Energiebeschaffung. Zusätzliche Kompetenzen im Vergleich zum Festpreis-Einkauf sind nur bedingt nötig, es können auch Energieeinkäufer/-innen Tranchen beschaffen, die sonst Festpreise vereinbaren und wenig Erfahrung mitbringen.
Es gibt abschließend verschiedene Tranchenfixierungen und Abrechnungsmodelle sowie noch Tranchen-Einkäufe mit Spotmarktanteilen, die aber im Rahmen dieses Artikels zu tief in die Materie gehen würden. Wir wollen Ihnen bewusst einen kurzen Überblick geben und haben uns daher bewusst auf horizontale Tranchen fokussiert, die am häufigsten Anwendung finden. Daneben gibt es weitere Spezifizierungen, wie z. B. vertikale Tranchen mit und ohne Spotmarktanteilen. Das oben genannte Modell der horizontalen Tranchen-Beschaffung lässt sich nahezu beliebig erweitern, um die Möglichkeiten der Beimischung von verschiedenen vertikalen Tranchen unterschiedlichster Ausprägung und anteiligen Spotmarktbeimischungen zu nutzen.
Sollten Sie diese spezifischen Themen zum Tranchen-Einkauf dennoch interessieren, melden Sie sich gerne jederzeit persönlich bei uns.
enPORTAL Hinweis: Im Zuge der Energiekrise mussten viele Unternehmen ihr Beschaffungsmodell den Marktbedingungen anpassen und dieses kurzfristig ändern. Die Kunden von enPORTAL connect konnten mit Unterstützung von automatisierten Prozessen der Energieplattform enPORTAL connect und mithilfe ihres persönlichen Kundenbetreuers ihr Beschaffungsmodell schnell ändern und somit optimal an die Marktbedingungen anpassen. Das ermöglichte bei auslaufenden Verträgen einen marktgerechten Einkauf mit voller Transparenz.
Abschließend fassen wir gerne nochmal die Vor- und Nachteile des Tranchen-Einkaufs zusammen:
Vorteile des Tranchen-Einkaufs
- Das Preisrisiko wird verringert, da Sie vermeiden, die gesamte Energiemenge an einem Tag mit eventuell zu hohen Preisen zu beschaffen. Im Vergleich zum Festpreis-Einkauf wird das Risiko verteilt.
- Eine schnelle Reaktion auf günstige Börsenkurse erhöht Chancen und mindert Risiken.
- Zusätzliche Kompetenzen sind nur im überschaubaren Maße erforderlich. Energieeinkäufer/-innen können ihr Beschaffungsmodell für einen neuen Lieferzeitraum einfach ändern.
Nachteile des Tranchen-Einkaufs
- Stetige Marktbeobachtung ist nötig, was das Projekt „Energieeinkauf“ (Fixierung der Teilmengen) verlängert und eine stärkere Auseinandersetzung mit der Energiebörse bedeutet (wobei das gleichermaßen auch ein Vorteil sein kann!) à enPORTAL Hinweis: Alarmeinstellungen bei enPORTAL connect automatisieren diesen Prozess für Sie.
- Mehrere Fixierungszeitpunkte notwendig, das bedeutet ggf. einen höheren Aufwand für interne Entscheidungsprozesse.
- Durch die Teilfixierung steht der Energiepreis für das ganze Lieferjahr erst nach der Beschaffung der letzten Tranchen fest. Daraus ergibt sich dann final erst der Preis für das gesamte Lieferjahr (im Vergleich zum Festpreis, wo die Kosten nach Vertragsabschluss sofort fixiert sind).
Natürlich gäbe es noch viele weitere Details zum Tranchen-Einkauf zu berichten. Wir haben uns hier bewusst auf die wichtigsten Fakten und Informationen gestützt, die Ihnen in wenigen Minuten einen Überblick zu diesem Beschaffungsmodell geben sollen.
Sollten Sie mehr Details wissen wollen oder einen persönlichen Austausch zum Thema wünschen, melden Sie sich gerne bei unserem Kollegen Norman Lübeck –> Zum Kontakt